Auf ein Wort mit Julia Müller von Fuchsdeifeswuid

Auf ein Wort mit Julia Müller von Fuchsdeifeswuid

Julia Müller ist die Gründerin und Inhaberin des bayerischen Trachtenlabels Fuchsdeifeswuid. Das Label steht für Innovation, Tradition und Nachhaltigkeit in der Trachtenmode. Fuchsdeifeswuid legt besonderen Wert auf die regionale Produktion: Vom Entwurf über die Schnittentwicklung bis hin zur Fertigung und dem Verkauf werden alle Schritte in Bayern durchgeführt. Die verwendeten Materialien stammen größtenteils von deutschen und österreichischen Herstellern, und die Produktion erfolgt in deutschen Handwerksbetrieben. Dadurch werden lange Transportwege vermieden und die lokale Wirtschaft unterstützt. Die Dirndl von Fuchsdeifeswuid sind keine Massenware, sondern limitierte Kleinserien, die nicht nachproduziert werden. Besonderer Wert wird auch auf perfekte Passform, hochwertige Verarbeitung und einfallsreiche Details gelegt. Das Label setzt lieber neue Trends, anstatt bestehenden hinterherzulaufen. Die Produkte sind ausschließlich direkt über die beiden Läden in München und Landshut sowie den Onlineshop erhältlich. Wir haben mit Julia Müller über die Gründungsgeschichte ihres Labels, Stolz und Heimat gesprochen.

1. Was ist die Gründungsgeschichte von Fuchsdeifeswuid?
Fuchsdeifeswuid wurde nicht klassisch gegründet. Es hat sich aus einer Leidenschaft über einen langen Zeitraum zu dem entwickelt, was es heute ist. Ich habe schon als Schülerin in der Gastro gearbeitet und musste dort häufig ein Dirndl tragen. Dabei entwickelte sich eine Abneigung gegen die billigen Gastro-Dirndl. Wenn es keine Einheitskleidung gab, zog ich lieber eigene Vintage- Dirndl an. Auf Flohmärkten fand ich damals für kleines Geld hochwertige Dirndl aus den 60-90er-Jahren. Diese nähte ich mir passend um. Im Bekanntenkreis wollten nach und nach immer mehr so ein Dirndl. Also kaufte ich irgendwann alles auf, was ich schön fand. Nach dem Motto: „Irgendwer mag es dann schon“. So entwickelte sich erst ein Kleingewerbe, das lange Zeit auch so blieb. Im Laufe meines Studiums wurde dieses kleine Business dann immer größer und professioneller. Es kamen nicht nur Bekannte, sondern Fremde von teils weit weg extra angereist. Es war ein richtiger Vintage-Boom. Aus dem Kleingewerbe wurde ein richtiges Gewerbe. In der Zwischenzeit hatte ich einen ersten kleinen Laden eröffnet und träumte weiter von einer eigenen Kollektion. Mittlerweile ist Vintage nur noch eine kleine Sparte bei Fuchsdeifeswuid. Die meisten Menschen kommen wegen der hochwertigen Kollektionswaren und vielen Accessoires zu uns. Das Designen neuer Produkte macht mir noch mehr Spaß, als Vintage-Modelle zu upcyceln.

2. Wann wurden die Stores in München und Landshut eröffnet?
In Landshut sind wir schon 3x umgezogen. Vom Kleingewerbe und Dachgeschoss meiner Studentenwohnung in meinen ersten Laden nach Altdorf 2013 und schließlich von Altdorf in die Innenstadt. In der Innenstadt sind wir jetzt seit 2017. Meinen zweiten Store in München habe ich 2019 eröffnet.

3. Woher kam die Idee für den Labelnamen?
Weil ich damals auf dem Flohmarkt immer „fuchsdeifeswuid“ wurde auf der Schatzsuche. Das blieb dann irgendwie an mir hängen.

4. Wo finden sie am liebsten Inspiration?
Eigentlich überall. Die Welt ist bunt, man muss nur alles auf sich wirken lassen. Ich bin viel draußen mit meinem Hund unterwegs und liebe zum Beispiel die Farbspiele der Natur. Als Gegenpol inspirieren mich aber auch Metropolen sehr. Ich bin alle paar Wochen in Berlin und liebe den kreativen Vibe dort sehr. Natürlich habe ich auch immer noch einen starken Einfluss von den Anfängen von Fuchsdeifeswuid: Ich hatte unzählige Dirndl von den 30er bis 2000er-Jahren in den Händen. Ich mag die verschiedenen Looks der verschiedenen Epochen sehr. Bei den ganzen Vintage-Dirndln ist mir aber auch immer sofort aufgefallen, was ich persönlich nicht so toll finde und anders machen würde. So kommt mir ein kleiner Kreativ-Impuls. Auch Interieur, Filme und gutes Essen inspirieren mich. Mein kreativer Prozess ist somit wirklich immer anders.

5. Was ist besonders wichtig, wenn man nachhaltige Tracht herstellen möchte?
Qualität natürlich. Sachen, die kaputt gehen, werden weggeworfen. Langlebige Sachen können vererbt werden, wo wir wieder beim Thema Vintage-Dirndl wären. Bei meinen Kollektionen lege ich viel Wert auf gute Materialauswahl und hochwertige Verarbeitung. Wir sparen bei beidem nicht. Unsere Materialien kommen alle aus Europa bzw. zu 98 % aus Deutschland und Österreich. Die meisten unserer verwendeten Stoffe & Knöpfe besitzen das Oekotex-Siegel. Zur Nachhaltigkeit gehören unter anderem auch kurze Transportwege und Verpackungen. Wir fertigen alle unsere Kleidungsstücke in Niederbayern. Dort haben wir tolle Familienunternehmen als Partner für Textil und Strick. Da ich die fertigen Kleidungsstücke selbst abhole und in meine beiden Läden bringe, brauchen wir weder Spedition noch Container oder Einweg-Plastikverpackungen. Ich mache mir zum Thema sehr viele Gedanken und ich denke, regionaler und nachhaltiger geht es kaum.

5. Worauf sind sie besonders stolz?
Ich finde „Stolz“ immer einen schwierigen Begriff. Ich bin lieber froh!
Ich bin jedenfalls froh, dass ich mein Unternehmen ohne fremde Hilfe wie Kredite aufbauen konnte. Einfach langsam und behutsam. Und außerdem, dass ich meinen Prinzipien immer treu geblieben bin. Ich bin auch froh, dass ich auf eigenen Beinen stehen kann und gleichzeitig so tolle Partner an meiner Seite habe: Meinen Lebensgefährten, der immer hinter mir steht und auch meine Geschäftspartner, denn ohne die richtigen Partnerbetriebe funktioniert es nicht. Das ist auch das Tolle an „Made in Germany“: Nichts ist anonym und man arbeitet eng miteinander zusammen. Ich habe sehr viel Wertschätzung für alle Menschen, die an meinen Produkten beteiligt sind.

6. Mit welchem Ort fühlen sie sich besonders verbunden?
Wenn die Leute um einen rum passen, ist es überall schön. Aber zu meiner Heimatstadt Straubing werde ich vermutlich immer ein besondere Verbundenheit haben. Ich bin zwar leider viel zu selten da, aber ich verbinde diese Stadt einfach mit meinen Wurzeln und meiner Familie.

7. Welches Kleidungsstück haben sie zuletzt in ihren Schrank aufgenommen?
Adidas Gazelle Indoor Sneaker aus königsblauen Samt mit rosa Streifen und eine schicke Jogginghose. Ich steh zurzeit sehr auf Königsblau!

8. Was ist der beste Ratschlag, den sie je erhalten haben?
Nur ned hudeln!


Mehr Infos unter www.fuchsdeifeswuid.de

© Fotos: Fuchsdeifeswuid