Der FESCH Fragebogen – Auf ein Wort mit Jörg Hittenkofer von Gottseidank

20 Fragen, 20 Antworten – FESCHionista Jörg Hittenkofer höchstpersönlich

Jörg HittenkoferMit dem Blick für das Wesentliche

Jörg Hittenkofer ist ein Mann der Sinnhaftigkeit. Wobei das beinahe zu zurückhaltend klingt. Er würde wohl eher behaupten, dass er „Überkonstruktionen schon fast als schmerzhaft“ empfindet. Nicht verwunderlich also, dass sein Stil sowohl persönlich als auch der seines Trachten-Labels Gottseidank, das er seit 13 Jahren leitet, auf Reduktion und Klassik setzt. „Wir besinnen uns in der Tracht auf ihre Ursprünge und haben die Branche zu einem Zeitpunkt vielleicht auch ein klein wenig beeinflusst“, erklärt er mit leidenschaftlicher Überzeugung. Ein Gefühl, als hätte er schon immer genau das tun wollen. Das Gegenteil war der Fall. „Ich bin da irgendwie hineingerutscht“, gesteht der Unternehmer. „Ich habe weder Design studiert noch eine Modeschule besucht, aber immer kreativ gearbeitet und auch nie gezögert, mir etwas zuzutrauen.“ Mit 18 Jahren kaufte er sich zum Beispiel eine Nähmaschine und legte einfach mal los. „Man wächst mit seinen Herausforderungen“ lautet Jörg Hittenkofers Überzeugung. Was dabei hilft: Ehrgeiz, Verbindlichkeit – und eben der Blick fürs Wesentliche.

Tracht bedeutet mir …
die Auseinandersetzung mit Tradition und Moderne. Sie gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit, und es ist angenehm, die mit der Tracht verbundenen Ideale zu spüren.

Alpine Mode ist …
vielleicht eine etwas modernere Formulierung. Früher hieß das glaube ich mal alpenländische Mode und bezeichnete umfänglich Tracht.

Mein persönliches Stilmerkmal ist …
klassische Schlichtheit.

Meine Stil-Ikone ist …
Georg Jennerwein und Yves Saint Laurent.

Mein Lieblings-Schmuckstück ist …
ein Ohrtunnel. Spaß bei Seite – ich trage keinen Schmuck. Ich bin eher für Understatement und empfinde mich selbst auch einfach nicht als Schmucktyp.

Eine Uhr trage ich …
demnach auch nicht.

Das Letzte, was ich gekauft und geliebt habe, war …
ein alter Mercedes aus den Siebzigern.

Ich habe eine Sammlung von …
blauen Hosen. Mit Mitte 30 habe ich beschlossen keine Jeans mehr zu tragen – die waren mir zu mainstreamig. Seither liebe ich blaue Anzughosen mit Bundfalten, gern auf Sneaker.

Das letzte Kleidungsstück, das ich in meinen Kleiderschrank aufgenommen habe, war …
eine blaue Hose.

Das Körperpflege-Produkt, auf das ich nicht verzichten kann, ist …
„Untitled“ von Margiela. Der Duft ist frisch und unaufdringlich, trotzdem aber spürbar.

Ein Ort, der mir viel bedeutet, ist …
ein kleiner Weiher bei Murnau mit einer Liane, die gleichgeblieben seit meiner Jugend dort hängt, um von einem Baum ins Wasser zu springen. Ich liebe diesen Ort und gehe dort bis heute baden.

Mein Lieblingsgebäude ist …
bei der Fülle der Häuser auf dieser Welt kann ich die Frage nicht beantworten. Ich habe allerdings eine Schwäche für Bauhaus-Architektur.

Mein Lieblingsraum in meiner Wohnung …
sind die Kinderzimmer meiner Kinder.

In meinem Kühlschrank findet man immer …
eine gute Butter und Parmesan.

Ich habe kürzlich wiederentdeckt …
mein erstes Handy. Das Durchlesen so mancher SMS war witzig.

Ein Genuss, auf den ich nie verzichten würde, ist …
ein gutes, kaltes Bier.

Das beste Geschenk, das ich erhalten habe, …
sind meine Kinder und Enkel.

Ein Gegenstand, von dem ich mich nie trennen könnte, ist …
mein Handy. Es ist tatsächlich meine Schaltzentrale und quasi mein Büro. Ohne Handy – das wäre schon sehr schwierig.

Der beste Ratschlag, den ich bisher erhalten habe, lautet …
„a Metzgerbluat is koa Buttermülli“. Heißt so viel wie „das Leben ist kein Ponyhof“.

Einige meiner besten Ideen kommen mir …
beim Autofahren und im Bett.

Der letzte Podcast, den ich gehört habe, war …
leider fehlt mir die Zeit, Podcasts anzuhören. Außerdem habe ich nicht so das eine Interessengebiet, das ich unbedingt beackern muss. Wenn ich mal dazu kommen sollte, höre ich deshalb lieber gute Musik – etwa von „Degiheugi“.

© Fotos: Stefan Pabst


„Tracht ist stoffgewordene Hingabe und Emotion.“ (Philiospie Gottseidank)
Jörg Hittenkofers Stil-Ikonen sind Yves Saint Laurent und der bayerische Wilderer Georg Jennerwein (1848–1877). Hittenkofer mag die Musik des Pariser Beatmakers und DJs DEGIHEUGI, den Duft „Untitled“ von Margiela und hat eine Schwäche für Bauhaus-Architektur. Sein Smartphone ist sein Büro, entworfen und gearbeitet wird klassich analog im Atelier.