Mehr als Tannenduft

Tief einatmen, bitte! Alpine Aromaöle riechen nicht nur wunderbar nach Almurlaub, sie steigern auch das geistige und körperliche Wohlbefinden. Immer mehr Beauty-Produkte greifen auf ihre Urkraft zurück

Früher galten sie eher als Esoterikzubehör, heute sind sie wieder ziemlich angesagt: Ätherische Öle haben in den vergangenen Jahren einen echten Imagewandel hingelegt und sind inzwischen aus Töpfen, Tiegeln und Herzen einiger Beauty-Lover nicht mehr wegzudenken. Besonders im Blickpunkt stehen dabei Essenzen aus den Alpenregionen. Den Grund dafür kennt unsere Expertin nur zu gut: „Viele sehnen sich nach der Natur und nach Wohlfühlpraktiken, die in der Heilkraft von Kräutern und Pflanzen wurzeln“, erklärt Susanne Kaufmann, Gründerin des gleichnamigen Kosmetiklabels aus Bezau in Vorarlberg.

Von Arnika bis Zirbe

Doch nicht nur hier trifft der ganzheitliche Ansatz von Aromaölen, der laut Expertin schon „seit Generationen in Ritualen und Traditionen des Bregenzerwaldes verankert ist“, einen Nerv: Entschleunigung ist in gesellschaftlich, politisch und gesundheitlich unruhigen Zeiten wichtiger geworden denn je. Gerade Düfte, die aus alpinen Pflanzen wie Fichte, Arnika oder Wacholder gewonnen werden, wirken sich besonders positiv auf unsere Stimmung und Gesundheit aus. Das Prinzip: Beim Einatmen docken diese Duftstoffe an den Nervenenden der Geruchsorgane an und setzen so bestimmte Reize im Gehirn. Latschenkiefer entspannt zum Beispiel den Geist, lindert „Erkältungssymptome und pusht das Immunsystem“, erklärt Susanne Kaufmann.

Tropfenweise relaxen

Auch in Sachen Hautpflege können die ätherischen Öle, die übrigens superschnell einziehen, punkten. Zirbenöl etwa wirkt antibakteriell und ist somit ein idealer Helfer bei Akne und Hautunreinheiten. Aber Vorsicht: „In reiner Form sind die Aromaöle extrem intensiv und bedürfen bedachter Handhabung. Bei direktem Hautkontakt kann es ansonsten zu Irritationen oder Reizungen kommen“, warnt unsere Expertin. Heißt: nie unverdünnt auftragen, sondern mit einem anderen Öl mischen. Oder gleich zu sanften Pflegeprodukten greifen – zum Beispiel zu Badezusätzen oder Bodylotions, die die gewünschten alpinen Essenzen beinhalten. Extra-Tipp: „Um einen Raum mit ihrem Aroma zu füllen, genügt es, in eine kleine Schüssel mit Wasser zwei bis drei Tropfen zu geben“, so Susanne Kaufmann. Wenn das mal nicht nach wohlig relaxten Wintertagen duftet …

Ein besonders breites Wirkspektrum bieten Blüten aus alpinen Regionen. Der Grund: Die hohe Anpassungsfähigkeit an extreme Witterungsbedingungen und die außergewöhnlich große Artenvielfalt. „Edelweiß“, sagt die Expertin, „wirkt zum Beispiel straffend, da es einen zusammenziehenden Effekt auf die Haut hat.“ Das macht die Queen der Alpenblüten zu einem beliebten Inhaltstoff in Cremes und Seren – allerdings nur in der kultivierten Variante. In der Natur steht sie nämlich unter Schutz und darf nicht gepflückt werden. „Das wilde Stiefmütterchen“, schwärmt Mareike Peters weiter, „wirkt beruhigend bei Entzündungen wie Akne. Eine ähnliche Wirkung hat Kamille.“ Weitere Favoriten der Fachfrau: Ringelblumen, die die Wundheilung pushen, oder Rosen, deren Blütenwasser besonders feuchtigkeitsspendend wirkt. Letzteres würde per Destillation gewonnen, so die Expertin. Dabei lasse man Wasserdampf durch die Blütenblätter strömen, der ihnen zusätzlich ätherische Öle entzieht und das abgekühlte Wasser richtig gehaltvoll macht. Aber Vorsicht: Einige ätherische Blütenöle können, so Peters, Kontaktallergien bei Menschen mit empfindlicher Haut auslösen, beispielsweise Schopflavendel-, Jasmin- oder Nelkenöl.

Neben dem Destillationsverfahren werden die Wirkstoffe vor allem extrahiert, indem man Blüten in ein Alkohol-Wasser-Gemisch oder in Öl einlegt und wartet, bis sich die einzelnen Substanzen herauslösen. „Diese Verfahren sind zwar sehr aufwändig, lohnen sich aber allemal. Denn die Nachfrage nach Pflegeprodukten mit Blüten ist größer denn je“, erklärt die Unternehmerin. Das liegt daran, dass natürliche Heilverfahren und Regionalität im Trend sind. „Wir haben erkannt, dass sich die besten Mittel oft direkt vor der Haustür befinden“, sagt der Beauty-Profi. Ein weiterer Pluspunkt der zarten Blüten: Sie bringen nicht nur tolle Duftnoten, sondern auch viele bunte Farben mit und sind daher superhübsch anzuschauen … in der Natur wie auch in Fläschchen und Tiegeln.

Bergluft für daheim

• 1 Alpenaromen wirken klärend: Raumspray „Altitude 2087m” von Saint Charles (ca. 20 €)
• 2 Erfrischt und belebt: Reinigungsgel „Zirbelkiefer Meersalz“ von Dr. Hauschka (ca. 25 €), mit ätherischem Öl und Rosmarinwasser
• 3 Wacholderholz schenkt Ausgeglichenheit: Duftkerze „Bergluft“ von Looops (ca. 35 €)
• 4 Kiefer- und Fichtennadeln entspannen: Ölbad „Latschenkiefer“ von Susanne Kaufmann (ca. 62 €)
• 5 Atlaszeder stärkt und harmonisiert: Aroma Roll-on „Inner Balance“ von Vitalis Dr. Joseph (ca. 15€)
• 6 Wie ein stresslindernder Waldspaziergang: „Schaumbad Waldbaden – Ruhe“ von Cd (ca. 3 €) mit Zirbelkiefer und Johanniskraut
• 7 Arnika und Wintergrünöl machen Muskeln wie Geist wieder belastbar: „Aktiv Öl – Muskelwohl“ von Primavera (ca. 17 €)