Wer sich auf Volksfesten nicht als „Zuagroaster”, also als Nichteinheimischer zu Erkennen geben will, sollte schon einmal vom Dirndlschleifen-Code gehört haben. Es ist nämlich nicht egal, ob die Schleife vorne oder hinten, rechts oder links gebunden wird. Denn ihre Position sagt aus, in welchem Beziehungsstatus sich die Dirndlträgerin befindet. Wer hätte gedacht, dass eine Schleife entscheiden kann, ob ein Flirtversuch gestartet werden kann oder klugerweise nicht?
Seit dem 11. Jahrhundert gibt es die um die Taille gebundene Schürze, die zum Kleid getragen wurde, um es vor Schmutz zu schützen. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert trug man eine dichtgefältelte, lange Schürze auch zur Festkleidung. Die Schleife wurde traditionell vorne oder hinten in der Mitte gebunden. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Schleife auf die Seite bewegt. Die Position hatte damals aber keinerlei Bedeutung.
Eine lange Tradition?
Laut historischer Analysen wurde der Dirndlschleifen-Code ab den 80ern von den Medien verbreitet. Die Bedeutung wurde wohl einfach erfunden, hat sich mit der Zeit herumgesprochen und in der Gesellschaft etabliert. So ist sie von einer vermeintlichen zu einer wirklichen Tradition geworden, ohne historische Grundlagen zu besitzen.
Auf die richtige Position kommt’s an
LINKS: Eine Dirndlschleife, die vorne links gebunden wird, signalisiert, dass die Trägerin ungebunden und in keiner Beziehung ist. Gleichzeitig bedeutet das, dass sie offen für neue Kontakte oder Flirts ist – gemäß dem bayrischen Spruch: „Schleife links – Glück bringt’s!“
RECHTS: Wer vergeben ist und nicht an einer Kontaktaufnahme interessiert ist, sollte die Dirndlschürze auf der rechten Seite vorne binden. Ursprünglich bezog sich die Schleife auf den Ehestatus, somit galt diese Position für verheiratete Frauen. Heutzutage ist eine feste Partnerschaft ausschlaggebend.
VORNE: Diese Variante ist eher selten zu sehen. Sie sagt traditionell aus, dass die Trägerin noch Jungfrau ist. Aber auch Frauen, die ihren Beziehungsstatus nicht verraten wollen oder unentschlossen sind, können die Schleife vorne mittig binden. Meist setzen Kinder und junge Mädchen die Schleife an diese Stelle.
HINTEN: In dieser Position tragen verwitwete Frauen ihre Schürzenschleife. Aber auch Gastro-Mitarbeiterinnen und Kellnerinnen platzieren sie dort, um zu signalisieren, dass sie beschäftigt sind und keine Zeit für Flirts haben. Und auch einfach, weil sie hinten gut aufgeräumt und beispielsweise dem Gürtel mit dem Geldbeutel nicht im Weg ist.
Vorsicht geboten
Um sich nicht als Single oder Vergeben zu outen trägt man die Schleife am Besten in der Mitte. Oder entscheidet sich für eine im Trend liegende schleifenlose Schürze, die stattdessen mit einer Schnalle befestigt wird. Nur weil eine Frau die Schleife links trägt, ist das aber nicht automatisch ein Freifahrtsschein. Nicht jeder Single will unaufgefordert anbandeln. Trotz Schleifen-Code muss ein „Nein“ akzeptiert werden. Eine Frage indes bleibt nach wie vor unbeantwortet: Warum gibt es eigentlich für Lederhosen keinen Code, der den Beziehungsstatus der Person verrät?