Mode, München, Tracht – ein Blick in die Welt von Breuninger

„Wir schaffen Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben“

Wer heute shoppen geht, sucht nicht nur Produkte, sondern Gefühle. Wie Breuninger mit den Konsum-Herausforderungen umgeht, warum Omnichannel-Denken gewinnt – und die neue Trachtenabteilung so wichtig ist

Die Köpfe hinter dem Breuninger Flagship Store München
Die Köpfe hinter dem Breuninger Flagship Store München René Weise und Alexander Entov leiten das Haus mit Leidenschaft für Mode, Lifestyle und Trachten. In ihrer Rolle als Geschäftsführer führen sie auf der Fläche internationale Trends mit bayerischer Handwerkskunst zusammen und schaffen so ein Einkaufserlebnis, das Moderne und Tradition auf einzigartige Weise vereint.

Breuninger ist ein Traditionshaus mit über 140 Jahren Geschichte. Wie würden Sie die Entwicklung vom klassischen Kaufhaus bis hin zum modernen Fashion- und Lifestyle-Anbieter beschreiben?
René Weise: Breuninger ist schon immer mit der Zeit gegangen und ist sich dabei selbst treu geblieben. Vom Kaufhaus zur Lifestyle-Destination: stationär und online. Für uns heißt das: Mode neu denken, Qualität spürbar machen, Beratung persönlich gestalten und Erlebnisse schaffen, die im Gedächtnis bleiben. Für uns standen und stehen die Kundinnen und Kunden immer im Mittelpunkt. Früher war Breuninger eine feste Instanz für den Einkauf von Kopf bis Fuß – heute konkurrieren Sie mit Concept Stores, Onlinehandel und Boutique-Erlebnissen.

Wie begegnet man bei Breuninger diesen Veränderungen?

Alexander Entov: Indem wir das Erlebnis neu denken. Unsere Kundinnen und Kunden erwarten heute mehr als nur ein Produkt. Deshalb rücken wir mit starken, emotionalen Inszenierungen im Haus das Erlebnis in den Mittelpunkt. Wir wollen für unsere Kundinnen und Kunden der perfekte Gastgeber sein. Breuninger vereint dabei den Charme einer Boutique mit der Vielfalt eines großen Hauses.

Was hat sich aus Ihrer Sicht in den letzten zehn Jahren am Konsumverhalten Ihrer Kundinnen und Kunden am stärksten verändert?

Alexander Entov: Unsere Kundinnen und Kunden entscheiden heute schneller und emotionaler. Sie suchen nicht nur Qualität, sondern auch Werte, Haltung und ein Gefühl, das bleibt. Sie wissen, was sie wollen und erwarten dennoch, überrascht und begeistert zu werden.

Wie schafft man es als großes Haus, modern und relevant zu bleiben – ohne die eigene Identität zu verlieren?

René Weise: Indem man sich immer wieder hinterfragt und neu erfindet, aber sich dabei nie verstellt. Veränderung braucht Haltung und einen klaren Kern. Seit 1881 steht Breuninger für Stil, Substanz und Verlässlichkeit. In einer Welt, die sich ständig wandelt, bleiben wir uns treu: als Gastgeber aus tiefster Überzeugung. Persönliche Frage: Was bedeutet Tracht für Sie persönlich? René Weise: Seit ich 2003 nach München gekommen bin, gehört Tracht für mich einfach dazu. Ich trage sie sehr gerne und interpretiere sie immer wieder neu. Für mich ist sie Ausdruck von Stil und einer Tradition, die ich persönlich schätze.
Alexander Entov: Tracht ist für mich ein Stilmittel mit Charakter. Ich mag’s klassisch, aber mit Statement. Und ich finde: Kaum ein Look vereint Haltung und Lässigkeit so charmant wie die Tracht. Der Begriff „Erlebnis-Shopping“ ist in aller Munde.

Wie übersetzt Breuninger dieses Erlebnis heute – besonders im Vergleich zu früheren Jahrzehnten?

René Weise: Früher war der Einkauf selbst das Erlebnis. Heute denken wir dieses Erlebnis weiter. Konkret heißt das: Inspiration, Interaktion und Atmosphäre. Mit Pop-ups, DJs sowie unserem ganzheitlichen gastronomischen Konzept – wie unserer Eduard’s Bar in München – wird der Weg zum Produkt selbst zum Erlebnis.

Inwiefern stellt sich Breuninger digital auf? App-Reservierungen, Click & Collect, digitale Services? Wie läuft das?

René Weise: Unsere digitalen Services ergänzen das stationäre Angebot gezielt. Wir sprechen gerne von echtem Omnichannel. Wir bieten flexible Kundenwege, online wie vor Ort und setzen auf eine verlässliche und hochwertige Infrastruktur. Online-Reservierung, Styling per Video, Click & Collect – das gehört ganz selbstverständlich dazu. Aber bei uns ersetzt Technik nie Persönlichkeit. Breuninger spricht offen über neue Technologien – Stichwort AR-Fitting, virtuelle Beratung, sogar Metaverse. Wie gehen Sie mit solchen Hypes um? Was kommt wirklich beim Kunden an – und was bleibt Spielerei?
Alexander Entov: Wir beobachten neue Trends aufmerksam und prüfen genau, was wirklich zu uns passt. Wir sind offen für Innovation, aber nicht alles, was technisch machbar ist, bringt unseren Kundinnen und Kunden auch einen echten Mehrwert. Für uns zählt Relevanz, nicht Spielerei. Deshalb testen wir Neues mit Neugier aber ohne uns dabei zu verlieren. Ein wichtiger Teil Ihrer Strategie ist das Community-Building – etwa über Events, Styling-Abende oder kuratierte Pop-ups.

Wie gelingt es, diese physischen Erlebnisse auch digital weiterzudenken?

Alexander Entov: Ein Erlebnis endet bei uns nicht an der Kasse, sondern geht darüber hinaus. Allein im vergangenen Jahr haben zahlreiche kuratierte Events, Pop-ups und besondere Aktionen unser Haus zum Ort der Begegnung gemacht. Diese emotionalen Momente verlängern wir digital – über Social Media oder persönliche Follow-ups. So wird aus einem Besuch ein Dialog, aus einem Moment eine Beziehung. Mit unserem Kunden-Vorteilsprogramm Beyond by Breuninger vertiefen wir dieses Erlebnis zusätzlich: mit besonderen Services, kleinen Extras und echten Mehrwerten für unsere Community.

Im Zuge dieser Transformation: Welche Rolle spielt auf der anderen Seite Regionalität und Authentizität
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René Weise: Gerade in Zeiten des Wandels ist es entscheidend, lokal verankert zu bleiben. Unsere Münchner Kundinnen und Kunden suchen keine Konzepte von der Stange. Regionalität ist für uns dabei keine Option, sondern eine Konstante: Wir setzen auf Nähe zum Standort, auf persönliche Beziehungen und auf eine lokale Handschrift, die sich bewusst vom Standard abhebt. Deshalb tragen unsere 13 Breuninger Häuser zwar alle die typische Breuninger Handschrift und doch ist jedes für sich einzigartig. Gerade in Süddeutschland hat Tracht eine tiefe kulturelle Verwurzelung.

Warum war genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um eine eigene Trachtenabteilung zu eröffnen?

René Weise: Tracht spielt für uns von Beginn an eine zentrale Rolle. Seitdem entwickeln wir diese Abteilung stetig weiter, lernen dazu und erweitern unser Angebot. Heute umfasst unsere Trachtenfläche über 400 Quadratmeter, mit dem Ziel, unseren Kundinnen und Kunden ein immer besseres und vielfältigeres Sortiment zu bieten. München bietet dafür die perfekte Kulisse. Hier verbinden sich Trend, Kultur und Tradition mit einem stilbewussten Publikum. Die Trachtenszene ist lebendig, die Nachfrage steigt, und unsere Kundinnen und Kunden schätzen eine große Auswahl und Qualität.

Was zeichnet die Trachtenabteilung aus – und was unterscheidet sie von klassischen Trachtenläden oder anderen Modebereichen im Haus?

René Weise: Wir zeigen Tracht im Kontext zeitgemäßer und exklusiver Mode. Mit Marken wie Heimatglück, AlpenHERZ und Johann & Johanna verbinden wir Tradition mit modernem Modeverständnis. Statt Überladung setzen wir auf eine elegante Präsentation und eine kuratierte Auswahl. Kein Kitsch sondern ein moderner Zugang zur Tradition: authentisch, stilvoll und bewusst reduziert. Gerade bei Tracht ist uns persönliche Beratung besonders wichtig. Für unsere Kundinnen und Kunden nehmen wir uns Zeit, hören zu und geben Tipps. Wir begleiten jeden individuell auf dem Weg zum passenden Outfit. Übrigens: Bei uns gibt es nicht nur Tracht, sondern auch alles, was das Outfit komplett macht – von Accessoires bis zum passenden Make-up. Uns ist wichtig, dass sich jeder bei uns wohlfühlt und merkt, wir sind mit Herz und Leidenschaft bei der Sache.

Wie wurde das Sortiment kuratiert? Liegt der Fokus eher auf zeitloser Tradition oder moderner Interpretation?

René Weise: Für uns war wichtig, dass beides Platz hat. Klassische Silhouetten, Farben und Materialien treffen auf moderne Längen, mutige Details und Leichtigkeit. Die Balance aus Tradition und Zeitgeist macht den Unterschied und öffnet das Sortiment für unterschiedliche Generationen. Dafür haben wir bewusst Designerinnen und Designer gewählt, die Tracht nicht nur beherrschen, sondern auch neu denken. Unsere Auswahl folgt einem klaren Stilgefühl: lokal, authentisch und wirkungsstark, ohne Vielfalt um der Vielfalt willen.

Wie kann man das Thema Tracht als großer Department Store (vor dem Hinblick des veränderten Konsumverhaltens) auch an neue Zielgruppen heranführen?

Alexander Entov: In Bayern ist Tracht tief in der Kultur verwurzelt und fester Bestandteil des Alltags. Wir zeigen deshalb auch bei Breuninger, dass sie kein Kostüm, sondern Ausdruck von Individualität und Stil ist. So kombinieren wir das Dirndl zur Gartenparty und Westen zur Jeans. Wir versuchen Tracht aus dem rein festlichen Kontext zu lösen und machen sie zum zeitgemäßen Statement. Unser Sortiment reicht vom festlichen Eventlook bis zum entspannten Alltags-Outfit und zeigt, wie unkompliziert und modern Tradition heute funktioniert und damit auch für neue, stilbewusste Zielgruppen attraktiv ist.


Breuninger München
www.breuninger.com/de/muenchen/

© Fotos: Stefan Pabst